Freitag, 23. Dezember 2011

Folge 10: Weihnachten, ein Fest der Wiederholungen



Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass irgendwie alle Jahre gleich ablaufen? Jedes Jahr ist es schon so früh im Jahr schön, der Sommer mal wieder verregnet und der Winter sowieso viel zu kalt. Und jetzt kommt die staade Zeit und die ist voll von Wiederholungen: Vati kauft den Baum und trägt das Gehölz stolz nach Hause. Mutti findet mit jahrelang geschultem Blick sofort die Stelle, wo ein Ast gefehlt. „Da ist ein Loch“ klang es schon beim Kauf in Vatis Ohren, aber was sollte er machen? Um 16.30 Uhr am Heiligen Abend beim letzten Tannenbaumverkäufer, der noch auf hatte. Die Wiederholungen nehmen kein Ende: Die alljährliche Frage „Wer schmückt den Baum“ wird nachgejagt mit der drängenden Entscheidung in welcher Farbe zu schmücken ist oder „mit oder ohne Lametta“. Die Eltern nehmen sich nach getaner Arbeit in den Arm und genießen still den Moment des Augenblicks. „Schön schaut er aus, unser Baum, mit den Kerzen und Kugeln!“ Das Radio spielt „Feliz Navidad“ und die Stimmung ist perfekt für das Fest der Liebe, der Gutmütigkeit und des Innehaltens. In manchen Nachbarhäusern werden die emotionalen Sekunden durch das laute Horn der Feuerwehr gestört, denn es ist Hochkonjunktur für Retter in roten Autos. Und dann kommen die Geschenke: „Oil of Olaz“, wie jedes Jahr von Vati für Mutti und der auswendig gelernte Satz: „Ohhhh, wie toll, das habe ich mir schon immer gewünscht!“ Das zufriedene Lächeln des Familienoberhaupts ist diese Notlüge einfach wert gewesen und natürlich auch die besonders hässliche Krawatte, die Mutti jedes Jahr für Vati findet, als Strafe für 25 Jahre „Oil of Olaz“. Schön ist diese Zeit der Wiederholungen und mit einem glücklichen Gefühl es wieder einmal geschafft zu haben, kann jeder sich auf Silvester vorbereiten. Wiederholungen gibt´s da auch genug. Ist es nicht toll, wenn keine plötzlichen Überraschungen uns aus der Lethargie unseres Mikrokosmos reißen, wenn alles in geregelten, gewohnten Bahnen verläuft? Veränderungen machen den Menschen in ihrem Murmeltier-Dasein Angst. Doch wieso eigentlich? Was ist so schlimm daran einfach mal was Neues zu machen, freiwillig oder erzwungen? Wie spannend anders kann ein Leben verlaufen, wenn man es zulässt? Bestimmt sind nicht alle Nicht-Wiederholungen positiv oder tatsächlich spannend, aber woher will man es wissen, wenn man es nicht probiert. Auch wenn ich mich wiederhole, ich meine es von Herzen: Ich wünsche Ihnen alles erdenklich Gute, viel Erfolg im Leben und eine riesige Portion Gesundheit. Bleiben Sie mir gewogen.
Bild: Mandy Neumayer/privat

Donnerstag, 22. Dezember 2011

Folge 9: Einkaufsvergnügen Kaufinger Straße, München

Letzte Woche war ich beim Einkaufen in München. Es ist nicht der Ort, der Umstand oder die Zeit, über die ich Ihnen heute berichten möchte. Nein, es ist ein Phänomen, welches mir aufgefallen ist: Das Stehenbleiben. Es begann beim Bummeln über die Kaufinger Straße. Es war voll in der City und alle Menschen schienen den gleichen Weg zu haben wie ich. Von oben betrachtet muss es wie eine Herde Lemminge ausgesehen haben, die sich unaufhaltsam der Klippe zum Runterstürzen näherten. In diesen Gedanken gefangen, lief ich mit meiner Schrittgeschwindigkeit von 5 km/h in eine Dame hinein, die urplötzlich vor mir stehen blieb. Ohne ersichtlichen Grund. Ich entschuldigte mich artig und höflich mit dem Wissen, dass ich nicht aufgepasst hatte und ging meinen Weg weiter im Strom der Wühlmäuse. Mit stakkato-artigem Schritt in Richtung Kaufhaus, schnell eine Besorgung machen. Hinein durch die Tür und es ereignete sich der nächste Aufprall. Eine Mutter mit drei Kindern schritt vor mir in das Gebäude und schaffte es nicht in einem Zug den leicht warmen Luftzug von unten aus dem Gitternetz zu überwinden. Das Quartett stürmte quasi in den Laden, um sofort nach der Tür stehen zu bleiben. Ich habe das Kind Gottseidank noch auffangen können bevor es fiel. Doch die Gefahren lauern noch an vielen andern Stellen im Leben. Meine Besorgungslust zog mich Richtung Rolltreppe. Ein sicheres Pflaster, wenn es ums Stehen bleiben geht. Denn die Regel „rechts stehen, links gehen“ scheint keiner mehr zu kennen. Schade eigentlich, aber das ist nur ein kleiner Aspekt am Rande. Ich rolle also gemütlich die Treppe herauf, vor mir ein händchenhaltendes Pärchen. Am Ende der Rolltreppe kam es fast wieder zum Aufprall, in dem Moment, wo mich die Rolltreppe aus ihrer Laufband ausspuckte. Das Pärchen machte direkt am Ende der rollenden Stufen platzraubend Pause, glotzte, stierte und studierten gleich beim Eintritt zu Etage zwei die feilgebotenen Waren. Wie lässt sich dieses Phänomen erklären? Ist es ein evolutionäres Überbleibsel, dass der Jäger vor dem Wechsel in eine neue Umgebung Obacht vor Feinden gibt? Ist es die innere Zerrissenheit: Wo ist der Weg, wo will ich hin und will da auch meine Begleitung hin? Ist es „Input-Overflow“ von Farben, Gerüchen, Mitmenschen oder Staubkörner? Oder ist es einfach eine gewisse Sturheit und Egomanie? Nein, es ist bestimmt das Bedürfnis nach Liebe, nach Nähe, der Wunsch nach Umarmung, denn wir haben unsere Mitmenschen lieb und es ist uns gar nicht egal, dass es auch andere Leute auf der Welt gibt, die ggf. andere Pläne haben. Fühlen Sie sich umarmt!
Bild: schemmi  / pixelio.de

Folge 8: Es herrscht Krieg

Es herrscht Krieg in Deutschland. Genauer gesagt auf Deutschlands Straßen. Ich bin berufsbedingt sehr viele Kilometer unterwegs und muss hier einfach mal Luft ablassen und berichten, was für einen Sch… wir zusammen fahren: Der selbsternannte Verkehrspolizist fährt überall generell 10 km/h langsamer als erlaubt und das schön brav auf der linken Spur. Falls jemand rechts überholt, wird dies per Handy gefilmt und gleich per MMS an die Polizei gesendet. Selbstredend während der Fahrt. Diese Spezies kennt auch das Reißverschlussverfahren so gut, dass sie sich bereits frühzeitig (ca. 2,5km) vor dem Hindernis für den Spurwechsel entscheidet und auf zwei Spuren weiterfährt, damit kein anderer bis zum Hindernis vorfährt, wie es die StVO. vorgibt. Ach ja, gut, dass es Hosen auch mit Knöpfen gibt. Der Rücksichtslose brettert mit mindestens 30km/h zu schnell auf ein Stauende zu und betätigt Lichthupe und Horn gepaart mit wilden Gesten und obszönen Zeichen. Dass es sich bei diesem Personenkreis ausschließlich um BMW- oder Mercedesfahrer handelt, haben die Golf-, Opel- und Ford-Fahrer erfunden. Es gibt in Deutschland die moderne Wegelagerei. Das Blitzen ist Einnahmequelle Nummer eins für die Städte und Kommunen. Da der gemeine Bürger sein eigenes Geld behalten will, bremst er bei einem 50km/h-Blitzer auf 35 km/h runter, damit auch ja nichts passiert, um danach wieder mit 80 Sachen weiter zu heizen. Vollkommen irrsinnig. Blinken scheint vollkommen aus der Mode geraten. Schade, dann so weiß ich erst, wenn es knallt, dass mein Nebenmann in die Lücke vor meinem Auto wollte. Mein Fehler, ich hätte es vielleicht riechen können. Anderes Thema: Autobahn! Kann mir jemand verraten, was an der rechten Spur so schlimm ist? Oder anders: Was ist so toll an der Mittelspur oder der Überholspur? Geht es denn nicht in die Schädel rein, dass ein Mittelspurfahrer durch sein Verhalten mindestens 1/3 der Fahrbahn blockiert? Durch das berechtigte Rechtsüberholverbot muss alles was schneller fährt, über drei Spuren nach links und dann wieder zurück. Leute, so entstehen Staus und Auffahrunfälle, wo sich jeder fragt, wie es denn dazu kam. Das früh erworbene Verhalten „Ich zuerst“ wird nur einmal über Bord geworfen: Bei jeder Autobahnauffahrt fahren die besonders freundlichen Autofahrer ohne ersichtlichen Grund mit ihren 80km/h auf die nächste linke Spur, denn man möchte es den auffahrenden Autos besonders leicht machen. Das nachkommende Auto mit 160km/h wird sicher gute Bremsen haben, hofft Holger Bültermann
Bild: Erich Kasten/pixelio.de

Folge 7: Von Knospen, Hintern und Schweinsteiger: Die Details des Lebens

Wenn mir langweilig ist, dann lese keine Bücher, höre keine Musik oder mache andere sinnvolle und bildende Dinge. Nein, ich nutze die Zeit und studiere meine Mitmenschen. Es sind einfach die Details, aber auch die Missverständnisse, des Lebens, die einen so herrlichen Humor haben, dass das Leben schon alleine deshalb mehr als lebenswert ist. Beispiele gefällig? Es war ein herrlicher Frühlingstag mit Temperaturen umara 18°C. Knapp vor mir spazierte ein Pärchen. Der Mann schaute in der Gegend herum, blieb kurz stehen und schaute einen Baum hinauf und sagte: „Sind das nicht herrliche Knospen; Maria?“. Maria drehte sich blitzschnell um und tötete Ihren Mann/Freund sofort mit Ihrem Blick, denn was auch ich nun erst erkannte, war, die superschlanke Frau, die uns leicht bekleidet entgegen kam und der augenscheinlich kalt war. Solche witzigen Situationen passieren im Alltag am laufenden Band. Erst letzte Woche bin ich in der Innenstadt von einem entgegenkommenden Mann so sehr angerempelt worden, dass ich halb zu Boden ging. Beim Hochrappeln brummelte ich „Was für ein Arsch!“ halblaut vor mich hin. Okay, halblaut sollte es sein, war es aber nicht, denn eine Dame drehte sich um und sagte: „Es freut mich, dass ihnen mein Hintern gefällt!“ Gefallen hat in dieser Situation vermutlich allen Umstehenden mein hochroter Kopf und meine unpassende Antwort: „Es war nicht so, wie Sie denken!“. Man kann aber auch Dramen erleben, wo der „Übeltätiger“ einfach nur das Opfer ist. In folgender Geschichte sind dem Autor die meisten handelnden Personen persönlich bekannt! Ein Sohn spaziert mit seinen Eltern an der Bodenseepromenade entlang, es war herrliches Wetter, als dem Dreiergespann, freudig mit dem schwanzwedelnd, ein Jack-Russel-Terrier an einer langen Laufleine entgegen gesprungen kam. Der Sohn beugte sich leicht herunter und sagte: „Du bist aber süß, mein Kleiner!“. Daraufhin folgte eine Schimpftirade der Mutter mit dem Befehl „… und du entschuldigst dich sofort für deine Unverschämtheit, bei dem Mann!“. Völlig verwirrt und fragend richtete sich der Sohn auf, blickte die Leine entlang und entdeckte am Ende einen sehr kleinwüchsigen Mann, der mit einem gütigen Lächeln die Situation für alle entschärfte. Auch schön war es, als ich bei einer Fußballmannschaft ein Training mitmachten durfte und mir plötzlich auffiel, dass mein Bekannter ein Trikot von „Bastian Schweinsteiger“ anhatte. Meinen Lachkrampf, der mich daraufhin niederstreckte, konnte niemand verstehen, der nicht musste, dass mein Bekannter von Beruf Metzger ist und in diesem Zusammenhang das Wort „Schweinsteiger“ eine ganz neue Bedeutung erhält. Achten Sie auf die Details des Lebens, das macht es deutlich interessanter und lustiger!
Bild: Verena N./pixelio.de

Mittwoch, 21. Dezember 2011

Folge 6: Der Krampf mit dem fehlenden Spiegel

Kleider machen Leute, so sagt ein deutsches Sprichwort. Doch Kleidung ist ja heute in erster Linie eine Ausdrucksform für das Lebensgefühl der Menschen, aber auch eine nach außen gestellte Gesinnung oder Überzeugung. Nehmen wir die Gruppe der „Emos“. Diese oft sehr dunkel gekleideten und geschminkten Leute, bei denen man die Depression, den Suizid und die Trauer und das Leid der gesamten Menschheit am Outfit erkennt, wollen uns auf die Schlechtigkeit der Welt hinweisen. Und der Punk: Grüne, blaue und rote Haare (oder alles gleichzeitig) und möglichst alte und kaputte Klamotten. Hauptsache nicht die Norm erfüllen und weg mit der Normalität heißt das Credo. Die Gangster(-Rapper) kommen mit tief herunterhängendem Beinkleid daher. Dazu noch die Cappies, die nur noch auf den Kopf gelegt statt aufgesetzt werden. Der allgemeine Betrachter ist doch hier immer gewillt, die Hose von hinten hochzuziehen und gleichzeitig die Kappe runterzudrücken, damit einerseits den Gang, andererseits den Sitz der Kopfbedeckung zu verbessern. Aber es ist eine Botschaft, die mit der Kleidung übermittelt wird: Ich bin cool und, Achtung Jugendwort, endsgeil. Eine besondere Spezies des Kleiderfetischisten gibt es vermutlich nur bei uns Deutschen, ist zu 99,8% männlich und will uns sagen: „Es ist egal wie ich aussehe, ich habe Urlaub!“. Der dickbäuchige Urlauber mit weißen Tennissocken in Sandalen. Möglichst noch mit Sonnenhut und Aufsteck-Sonnenbrillen-Apparatur zum Hochklappen. Dieses Gewand kann alternativ auch ohne Socken getragen werden. Hierbei ist wichtig, dass ein gewisser Grünspan den großen Zehennagel befallen hat und zeitgleich die gelbliche Hornhaut am Hax‘n, den farblichen Gegenpol darstellt. Nicht nett anzuschauen, aber eine Botschaft. Junge Frauen mit endlos langen Beinen in superkurzen Miniröcken oder Bikinis; junge Herren mit nacktem Oberkörper die Muskeln zur Schau stellend: Am See knistert es an Erotik, herrlich. Und die Aussage ist klar: Ich habe mich den ganzen Winter im Fitnessstudio und mit Diäten gequält, jetzt will ich auch zeigen, was ich habe! All diese Personen kennen wir, an all diese Personen haben wir uns gewöhnt und teilweise erfreut, aber seit einigen Jahren scheint es eine neue Form der Ausdruckweise in der Kleiderfrage zu geben. Doch kann mir jemand verraten, was für eine Aussage Leggings und enganliegende bauchfreie Tops haben, wenn sie von den zu 99,9% weiblichen Trägerinnen durch die Fußgängerzonen geschoben und gerollt werden? Welche gesellschaftskritische Anprangerung wird freigesetzt durch zur Schaustellen von Bauchwellen und „Love-Handles“? Ist das vielleicht der Schrei: „Hilfe, mein Spiegel ist kaputt!“ fragt sich kopfschüttelnd Holger Bültermann
Bild: Fionn Große/pixelio.de

Folge 5: Fußball ist unser Leben

Alle vier Jahre heißt es Fußball-WM. Und alle vier Jahre ist klar, dass wir, Deutschland, Weltmeister werden. Gut, die letzten vier Male hat es nicht geklappt, aber zu mindestens waren wir 2006 im eigenen Land Weltmeister der Herzen, denn hätten die Italiener uns nicht unseren Lutscher (Spitzname von Torsten Frings) geklaut, dann hätten … der Rest ist Geschichte. Und nun ist es wieder so weit, wir stecken mittendrin in der Fußball-Dauer-Beschallung. Grund genug für mich an dieser Stelle exklusiv über die geheimen Pläne des DFBs zu berichten und wie es dazu kam. Dazu muss ich Ihnen heute verraten aus welchem Land der neue Weltmeister stammt, denn nur so machen die unveröffentlichten Machenschaften von Herrn Dr. Zwanziger für Außenstehende Sinn. Der Weltmeister kommt 2010 aus Afrika! Grund eins ist nicht das geniale afrikanische Fußballspiel, sondern ihr Bündnis mit Mächten gegen die kein deutsches Kraut, englisches Ale, holländischer Käse oder spanischer Stier gewachsen ist. Voodoo heißt das Zauberwort. Der Autor „Oliver G. Becker“ hat herausgefunden, dass ein gegnerisches Team ganz leicht mit einem Fluch belegt werden kann: Es werden einfach Eier oder Kokosnüsse mit den Namen der zu befluchenden Spieler beschriftet und auf dem Platz durch die eigenen Fans zertreten und schon können diese Spieler nicht mehr gewinnen. Doch wir Deutschen hätten eine Waffe dagegen. Ein Mann könnte uns retten, denn der Gegenzauber hat etwas mit dem Entleeren der Blase zu tun. Ich sage nur türkischer Pavillon. Der zweite Punkt, der unterstreicht, dass wir keine Chance haben zu gewinnen, ist der Lärm in den Stadien. Die „Vuvuzela“ (sprich sich Wu-Wu-See-La) sind dermaßen laut, dass die Spieler sich auf dem Feld nicht absprechen können. Das weltberühmte europäische Zauberwort „Leo“ des Torwartes bevor er aus dem Kasten stürmt und der Abwehrspieler sich in Luft auflöst, hat keine Wirkung und wird durch das Elefantenlaut imitierende Instrument entzaubert. Doch wer das Wort „Vuvuzela“ richtig klingen lässt, dem wird auffallen, dass es sich anhört wie ein genialer deutscher Fußballer. Diese beiden Beweisführungen entlarven exklusiv die Geheimpläne des DFBs. Kein aufgeblasener Portugiese, kein Gaal-laktischer Holländer und nicht mal Loddar hat das Zeug zum Heilsbringer. Nur zwei Personen kommen in Frage, um den deutschen Fußball zu retten: Ernst August von Hannover macht den Nivea-Jogi und aus L´oréal-Olli wird Edeka-Uns-Uwe. Leider zu spät für 2010, aber 2014 in Brasilien werden wir Weltmeister. Die Katze ist aus dem Sack und der Blattsch(l)uss-Blog wird ab sofort Pflichtlektüre für jeden Fußball-Fan – weltweit!
Bild: Kurt Michel  / pixelio.de

Folge 4: Die TV-Adoptionsfreigabe

Lange dauert es nicht mehr, dann gebe ich meinen Fernseher zur Adoption frei. Ich hatte ja geglaubt, dass nach den ganzen Talksendungen wie Britt oder Andreas Turk keine Steigerung  im negativen Sinn mehr möglich ist. Weit gefehlt. Denn es folgte die Richter-Sendungs-Phase! Alexander Hold, Barbara Salesch und wie die ganzen Amateurschauspieler-Spielplätze heißen. Dagegen sind ehemalige Ausbildungscamps wie Gute Zeiten, schlechte Zeiten heute richtig gut besetzt. Die Privaten nerven dann noch mit den total echten Geschichten aus dem Polizei-Revier bei K11, Niedrig und Kuhnt oder ähnlichem. Irgendwie geht es dort in jeder Sendung um Drogen oder das Milieu. Nein, es geht immer um beides. Aber der schlechte Geschmack breitet sich immer mehr aus: Nachdem wir nun auf 58 Sendern gleichzeitig sehen können, wie man Häuser renoviert und, Tine Wittler sei Dank, umgestaltet, machen die ersten Sender kehrt und gestalten nun Gärten. Andere Sender stürzten sich auf Deutsche, die ins Ausland ziehen und bauschten deren Gejammer zu Doku-Soaps auf. Das Projekt war so erfolgreich, dass nach Goodbye Deutschland schnell ein Willkommen zurück gemacht wurde. Die gleiche Sendung, nur einfach rückwärts abgespielt. Zwischendrin begleiten wir dann noch Deutsche, die im Ausland arbeiten. Ach wie originell! Doch auch gute Sendungen folgen dem Trend zur Verramschung: Die ARD holt einen Oliver Pocher und macht damit die sehenswerte Sendung von Harald Schmidt kaputt. Gut, dieser Fehler ist korrigiert, aber dafür hat Pocher nun seine eigene Sendung, belegt immer noch Sendezeit und haut fleißig alles – nicht witzig, aber zielsicher geschmacklos – in die Pfanne. Apropos Pfanne: Kochen, kochen und kochen. Jeder kocht und immer ist eine TV-Kamera da und überträgt dies live zu Mutti und Vati an den heimischen Herd. Kochen ist ein gutes Stichwort für die zweite – ehemals gute – Sendung. Die Sportschau kocht ihr eigenes Süppchen, aber leider nach dem Kon- und Re-zept von ran. Eine Fußballsendung, in der mehr die Zuschauer, Trainer und der Zeugwart im Bild sind als das runde Leder. Dazu kommen dann noch sinnfreie Experteninterviews mit Studiobesuchern, die im Doppelpass schon lange keiner mehr sehen will.
Aber der Gipfel der Frechheit im deutschen Fernsehen sind die Casting-Shows, die uns Musikfreunden geschenkt werden. Wir dürfen uns Drogenabhängige, Pisastudienverlierer, Alimente verweigernde Gewalttäter beim Singen anhören, bis uns das Blut aus den Ohren läuft. Merzad oder Menowin? Geht es eigentlich noch armseliger? Würg! So, ich geh jetzt und finde heraus, wie ich den Schund bis zur Adoptionsfreigabe in 16:9 und HD anschauen kann.
Bild: reinhard grimm  / pixelio.de

Folge 3: Mach es nicht selbst

Die Hamburger Band Tocotronic hat mich mit ihrer neuen Single „Mach es nicht selbst“ an ein ganz wichtiges Thema erinnert: Ich liebe das Handwerk. Egal, ob hämmern, schrauben, bohren, streichen. Meine Liebe geht so weit, dass ich diese Freude mit meinen Mitmenschen nicht nur teile, sondern sie ihnen gleich ganz überlasse. Mein gestörtes Verhältnis zum „Selbermachen“ begann vor vielen Jahren, als ich meine erste eigene Wohnung bezog. Am Tag des Einzugs wollte ich abends noch schnell ein Lampen-Seil-System anbringen. Voll motiviert, mit Zollstock, Bleistift, Leiter und Bohrmaschine bewaffnet, schritt ich zur Tat. Akribisch wurde ausgemessen, kontrolliert und angezeichnet. Leider war auf der Höhe meines geplanten Bohrlochs eine Verteilerdose sehr im Weg. Also wieder rauf auf die Leiter, neu vermessen, wieder kontrollieren und anzeichnen. Nun war alles perfekt, nun konnte ich der Wand zu Leibe rücken. Oben auf der Leiter, den Bohrer noch schnell auf die höchste Stufe gestellt, setzte ich das Gerät an und bohrte. Erst ging es schwer, dann ganz leicht und dann ging überhaupt nichts mehr. Heftiger Funkenregen und ein lauter Knall erreichten meine Synapsen erst, als ich mit meiner Bohrmaschine im Arm auf dem Boden aufschlug. Benommen rappelte ich mich auf und traute meinen Augen nicht: Ich hatte direkt in ein dickes Stromkabel gebohrt und somit die Elektrik im gesamten Haus lahm gelegt. Meine neuen Nachbarn hatte ich damit gleich zu meinen besten Freunden gemacht. „Schöne Sch…, die Sie hier veranstalten, Sie Depp!“ war noch das freundlichste, was ich an diesem Abend hörte. Irgendwie interessierte es keinen, dass ich fast mein Augenlicht verloren hätte, dass der Sturz von der Leiter mir eine schmerzhafte Steißbeinprellung verursachte hatte und mein Selbstwertgefühl im Keller war. Hilfe kam von meinem Vater. Der stemmte die Wand weiter auf, reparierte das Kabel fachmännisch. Er war der Held des Abends, auch für meine Nachbarn. Mit der stolzgeschwellten Brust des erfolgreichen Heimwerkers verließ mein Vater das Schlachtfeld und sprach die mahnenden Worte „Junge, mach sowas besser nicht mehr. Hol dir professionelle Hilfe!“ Zu Weihnachten im selben Jahr bekam ich ein „Kabelsuchgerät für Selbermacher“ geschenkt. Dieses liegt heute noch ungeöffnet im Keller. Und wie ich beim Lösen der Tapete von der Decke (sowas war in den 70er- und 80er-Jahren modern) nach zwei kräftigen Stößen mit der kompletten rechten Oberkörperhälfte samt Spachtel in der alten Lehmdecke verschwand, erzähle ich ein anderes Mal. Oder nie.
Bild: Stefan Bayer  / pixelio.de

Folge 2: Wie die Katze mein Herz erschwerte

Es ist schon viel geschrieben worden über Katzen. Sei es das Buch „Schmitz´ Katze: Hunde haben Herrchen, Katzen haben Personal“ oder ähnlich lautende Buchveröffentlichungen. Alle haben das gleiche Thema. Wie tickt dieses Wesen und wie sehr lässt sich der Mensch von diesem Wesen Katze beeinflussen. Dieser Text befasst sich mit einem anderen, leider schwermutigen  Katzenthema. Lesen Sie selbst: Der Verlauf, wie man an eine Katze kommt, ist doch immer derselbe. Und schuld sind die Kinder oder die Frauen. Dies ist frauenfeindlich oder kinderabwertend gemeint, sondern spiegelt lediglich meine persönliche Erfahrung wider. In der Nachbarschaft gibt es Katzennachwuchs. Gleich stürzen sich die Schuldigen hin und die süßen Katzenbabies werden begafft und geknuddelt. Sätze fallen, wie: „Schau mal die Weiß-Braune, ist die nicht süß?“, oder „Der Rote da, das ist ein Kämpfer, schau, wie er seine Geschwister dominiert!“. Schnell entscheidet man sich für eines dieser Biester, oder auch zwei. Die Kleinen kommen nach Hause und schnell erobern Sie das Herz aller, ja auch von den Männern. Es kommt der Tag, wo die Kleinen Ihre ersten Ausflüge machen, aber es kommt auch die Zeit in denen Sie mal nicht nach Hause kommen. Und was passiert? Mann macht sich Sorgen. Mann steht nachts nochmal auf und schaut, ob der kleine Racker nicht vielleicht doch vor der Tür steht. Das Herz geht auf, wenn die Herzräuber endlich wieder da sind. Doch eines Tages kommt die Katze nicht zurück. Es vergehen mehrere Tage und die ganze Familie sucht das Tier. Die Nachbarschaft wird abgesucht, die Nachbarn werden befragt, aber die Erkenntnis wächst, da ist was Schlimmes passiert, ohne dass man es verifizieren kann. Letzten Sonntag dann um 9 Uhr der Anruf: „Ihre Katze ist tot. Am Donnerstag habe ich das Tier überfahren am Straßenrand gesehen!“. Eine Welt bricht zusammen. Tränen über den Verlust dieses tollen und einzigartigen Tieres. Wut auf den Autofahrer, der bestimmt viel zu schnell war. Kein Gedanke an eine neue Katze, denn die ist bestimmt nicht so wie Erna. Erna ist nur 10 Monate alt geworden und nun im Katzenhimmel. Geweint haben wir alle, nicht nur die Schuldigen, die das Tier angeschleppt haben. Und dies ist eigentlich der größte Erfolg der Katzen. Nicht lange kann ein Mensch diesen herzlichen Tieren und ihrer Lebensweise widerstehen. Danke ERNA für die tollen 10 Monate, die du uns bereitet hast.
PS: Buchtipp: „Traumjäger und Goldpfote“ von Tad Williams. Ein spannender und liebevoll geschriebener Roman erzählt die Suche einer Katze nach ihrem verschwundenen Freund.

Folge 1: Vom Voyeur zum Exhibitionismus

Wir leben in einer Zeit, in der man mit Menschen befreundet ist, die man überhaupt nicht kennt. Wir pflegen Tiere, die wir noch nie gestreichelt haben. Man wird zum Bauern seiner eigenen Farm, ohne Ackergeruch. Man erfährt einfach so viele Sachen, die man noch nie in seinem Leben wissen wollte. Sie wollen wissen, wie das alles sein kann? Durch Social-Network im Allgemeinen und Facebook im Speziellen. Jetzt sagen Sie nicht, Sie haben keinen Account! Das müssen Sie ändern, denn Facebook wird Sie und ihren Charakter verändern. Die erste deutliche Veränderung ist der freiwillige Exhibitionismus. Es beginnt mit dem Ausfüllen der Profildaten, erstreckt sich weiter übers Hochladen von Fotos und nimmt mit dem Ausprobieren der Statuszeile seinen ersten Höhepunkt. Glückwunsch, Du hast deinen ersten Datenstrip hingelegt und Du fühlst dich großartig. Doch die Droge ist irgendwann zu schwach und Du wirst den zweiten großen Wandel durchleben: Du wirst unfreiwillig zum Voyeur. Heute Morgen zum Beispiel hat mir Facebook verraten, dass eine Mitarbeiterin krank ist. Es stand ganz öffentlich an ihrer Pinnwand in der Statuszeile. Gleich nach dem Eintrag: „Party-Pics von gestern – Cool war´s“. Die Krankmeldung per Telefon erhielt ich übrigens 3 Std. später. Der Beweis, es gibt kein schnelleres Kommunikationsmedium. Gegen 14.30 Uhr erhielt ich eine Benachrichtigung. Meine Mitarbeiterin hat Ihren eigenen Status kommentiert „War shoppen, sexy Oberteil gekauft.“ Sehr interessant! Dies wurde mir übrigens nicht per Telefon mitgeteilt – war bestimmt ein Versehen. Das große Teilen und Mitteilen macht riesig Spaß. Und das sogar weltweit. Hier sucht man alte Bekannte, erfährt was sie heute machen und wie es ihnen geht. Letzte Woche habe ich einen alten Freund gefunden. Der lebt jetzt in New Zealand. Stark, oder?
Facebook ist Unterhaltung pur. Mit Freunden kann gemeinsam Aquarien füllen; ich kann bei „Farmville“ zum Bauer mutieren und mir von einer Anwendung die Zukunft sagen lassen. Bei „Frag den fetten Chinesen“ bekomme ich antworten auf alle Fragen, die ich noch nie stellen wollte. Alles so herrlich sinnlos.
Bei all dem Spaß, bei all dem vermeintlich positiven Zeitvertreib möchte ich trotzdem den mahnenden Zeigefinger erheben und Sie warnen:
Facebook hat ein sehr langes Gedächtnis. Facebook speichert alles und wird diese Daten verwenden! Irgendwann! Da bin ich mir sicher. Und dann wird sich zeigen, ob unsere Jugendfotos, witzigen Kommentare etc. nicht zum großen Bumerang werden.
Das Wort „datenschutz“ wird nicht nur hier, sondern vor allem bei Facebook kleingeschrieben. Das sollten Sie nie vergessen. Schützt eure Daten!
Bild: Facebook