Montag, 3. September 2012

3. September 2012: "Ich HABE Husten", sagt Googelt!

Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass man sich einfach einfach von allem Trennen kann? Trennen liegt voll im Trend. Die vergleichbare Übereinstimmung liegt immerhin bei Faktor vier. Sind die Blumen verwelkt, trennen wir uns einfach. Den Müll, politisch korrekt und energiebilanzierend Unsinn, trennen wir. Beziehungen trennen wir; Nähte werden getrennt, Freunde weg und getrennt. Trennen ist in Zeiten, wie diesen, einfach einfach einfach. Aber was machen denn diese Zeiten aus? Ist es die Schnelllebigkeit des socialmedia-dominierenden Kommunikationsverhaltens oder doch nur die Unzufriedenheit des allgemeinen Zustandes, die es der Weltbevölkerung so einfach macht sich zu trennen? Welchen Kassenarzt hat man eigentlich ins Gehirn geschissen, um eine Honoraranhebung von 11% von den Krankenkassen zu fordern? Antwort: Keinem! Denn eigentlich geht es nur um die Trennung von so unliebsamen Dingen. Nervige Nebenschauplätze, die einfach nur Ärger und Mühe machen. Bemühen und anstrengen ist uncool! Dann ist es doch einfach einfach den Preis für eine Verbindung so hoch anzusetzen, dann wird sich eben getrennt. Einvernehmlich und alle sind glücklich. Und dann kann man sich einfach hinstellen und sagen: Also ICH wollte ja gar nicht, aber der andere hat sich ja….! Ergebnis: Trennen. Genauso funktioniert das in Beziehungen, bei Freundschaften und bei verwelkten Blumen. „Ich wollte Sie ja behalten, aber die/der/das hat sich entschieden hässlich zu sein.“ Resultat: Trennen!. Ein Skandal! Eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. Aber man selbst kann ja einfach nichts dafür. Schuld sind wiedermal alle anderen. Kehren vor der eigenen Haustür ist einfach kein normalmenschliches Verhalten mehr. Lieber postet man, dass man aufgrund von Trennung jemanden zu kehren benötigt. Und die Schlange der Wartenden wächst stündlich, denn alle glauben, jetzt wo wir alles trennen, wird alles gut und schon sind wir wieder enttrennt. Und alle glauben: Jetzt wird alles besser und wir sind wieder glücklich! Ein Irrglaube; eine verletzte Ambivalenz und falschen Vorstellungen von dem eigenen Sein. Wenn man Käse denkt, wird auch die schönste Rose nach Käse riechen. Aber das ist die Schuld der Rose. Genauso wie der Kassenpatient einfach den Fehler begeht auch tatsächlich mal krank zu sein und seine Krankheit googelt. Wenn die Rose googeln könnte, dann würde sie es tun. Bestätigung findet man immer. Fragt sich nur von wem! Fragt sich nur, aus welchem Grund diese Bestätigungen erfolgen. Schon mal drüber nachgedacht? „Die Welt hat sich weiterbewegt. Lange Tage und angenehme Nächte“ (Freies Zitat aus „Der dunkle Turm“, Stephen King!).

PS: Die Ärzte brechen die Verhandlungen mit den Kassen ab. Google veröffentlicht zeitgleich den Dienst „Self-Health“, welcher mit Hilfe einer Spezial-Lasermaus-Perforationstechnik und automatischen Gesundheitzustandspostings die Trennung von Krankheit und Mensch beschleunigt. Die Welt ist gerettet.
Bild: Jerzy/pixelio.de